Nur aus Pflichtgefühl zur Kirche?
Ein Gedankenspiel zum Problem Gottesdienstbesuch und -gestaltung
In Blickpunkte vom November 2017 wurde als Ergebnis einer Meinungsumfrage der Redaktion (Ausgabe 30 - Juni 2017) zu einem Thema der Bistumspresse-Zentralredaktion „Nur aus Pflichtgefühl zur Kirche?” die Rückmeldung von Maximilian Zelzner als Leserbrief abgedruckt. Aufgrund von Form und Inhalt ist der Brief es wert, auf der Webseite der Pfarrei St. Dionysius Kerken einem erwiterten Publikum zugänglich gemacht zu werden. Maximilian hat der Veröffentlichung zugestimmt. (Josef Verwimp)
Liebes Redaktionsteam des Pfarrbriefes,
mit Interesse habe ich den Artikel „Nur aus Pflichtgefühl zur Kirche?" im aktuellen Pfarrbrief gelesen, den Ihr als Beitrag der Verlagsgruppe Bistumspresse abgedruckt habt. Ich habe mich sehr gefreut, dass Ihr an der Meinung der Leser zu diesem Thema interessiert seid und nehme gerne die Gelegenheit wahr, meine Gedanken hierzu zu äußern. Nahezu alte Einschätzungen und Anregungen beziehen sich nicht speziell auf unsere Pfarre, sondern auf die Situation, wie ich sie in Deutschland generell erlebe.
Ich bin 52 Jahre alt, komme aus einem frommen Elternhaus und habe vor einigen Jahren nach einer langen Zeit der „Funkstille" zur Kirche diese wieder als spirituelle Heimat entdeckt. In der Zeit, in der ich mit Kirche nichts anfangen konnte, habe ich sehr wertvolle spirituelle Impulse aus anderen Quellen erhalten. In meinem familiären und sozialen Umfeld bin ich mit meiner Zughörigkeit zur Kirche eher in einer Diaspora-Situation. Ich kenne also sowohl inner- als auch außerkirchliche Sichtweisen auf die Fragestellung: Warum bleiben immer mehr Menschen den Gottesdiensten fern? bzw. Warum erreichen unsere Gottesdienste die Gläubigen nur noch zu einem sehr geringen Anteil?
Ich nehme Folgendes wahr: Kirchliche Liturgie und Verkündigung erreicht den modernen Menschen nicht mehr. Da ich aus dieser Tradition komme, ist sie mir (wieder) Heimat und Nahrung, aber diesen Zweck erfüllt sie nur noch für sehr Wenige. Meiner Ansicht nach aus folgenden Gründen:
Symptomatisch:
- Sprache und Duktus der Liturgie ist überholt. Der Tonfall vieler Zelebranten wird als „salbadrig" wahrgenommen. Ich weiß hierzu auch keinen Rat, denn liturgische Sprache muss sich von der Alltagssprache unterscheiden. Dennoch ist es unabdingbar, sich auf die Suche nach einem Sprachstil zu machen, der auf zeitgemäße Art die Würde des Gottesdienstes transportiert.
- Die Musik der Gottesdienste ist nicht die Musik des modernen Menschen. Ich selbst liebe „alte"/klassische Musik, Orgel und auch das kirchliche Liedgut, aber für schätzungsweise 90 % der Gottesdienstbesucher unter 60 Jahren wird das nicht zutreffen. Kirchenmusik muss sich zu allen Stilen hin öffnen, wenn sie den modernen Menschen erreichen will, speziell zur Pop-Musik, zum Jazz und zur Weltmusik. Zum Teil geschieht das im (im normalen Gottesdienst unterrepräsentierten) sogenannten Neuen Geistlichen Lied, aber diese Lieder werden von den Organisten häufig nicht stilgerecht gespielt, so dass sie ihren Schwung einbüßen. Womit wir beim nächsten Thema wären:
- Die Gemeindelieder werden (leider auch in unserer Gemeinde) in der Regel quälend langsam und mit zu langen Zäsuren zum Atemholen gespielt. Hierdurch geht der natürliche Puls und Fluss verloren. Das Mitsingen macht keinen Spaß. Die Lieder werden - genau wie die Sprache der Liturgie - als langatmig empfunden.
Substantiell:
Der Mensch von heute lässt sich keine Wahrheit mehr verkündigen im Sinne von vorsetzen und verordnen. Er sucht die Wahrheit, aber er nimmt nichts an, ohne es erfahren oder erspürt zu haben. Kirche oder zumindest kirchliche Lehre und Liturgie wird als doktrinär, einseitig und starr empfunden. Die (nordeuropäische) Kirche muss die Position der Wahrheitsverkündigung im überkommenen Sinne aufgeben, sonst wird es in einer Generation keinen mehr geben, der sich „katechisieren" lässt.
Kirchliche Ideologie ist nicht mehr vermittelbar: Glaubensinhalte wie Erbsünde, Jungfrauengeburt, Himmelfahrt, Auferstehung, Wunder, Heiliger Geist, Erlösung sind dem heutigen Menschen (und zum Teil auch mir trotz meiner kirchlichen Verwurzelung) zutiefst fremd.
Verkündigung kann hier nur über den Weg der gemeinsamen Auseinandersetzung gelingen mit den Fragen:
- Wofür stehen diese Bilder bzw. Begriffe theologisch? Was wollen sie verdeutlichen?
- Was bedeuten sie heute und wie können sie heute benannt werden?
- Wie kann ich ihnen näher kommen?
- Was kann ich annehmen, was nicht?
Eine Chance hat die Kirche, wenn sie sich als Ort und Volk der GottSUCHE anbietet:
Wenn der Gottesdienst Raum gibt
- für die Auseinandersetzung mit den Glaubensinhalten und -Geheimnissen,
- für die Zweifel damit,
- für verschiedene Formen der Glaubenserfahrung und ihrer Äußerung,
- für Zeiten der Stille und Meditation. Der zeitgenössische Mitteleuropäer hat ein großes Bedürfnis nach Ruhe und Selbstfindung. Echte Gemeindebeteiligung weit über die Einbindung durch verschiedene Dienste wie Lektoren- oder Kommunionhelferdienst hinaus wären hierfür nötig.
Hierzu ein paar ungeordnete Ideen:
- Wieso nicht statt der Predigt mal ein Gemeindemitglied seine Gedanken zu einem Evangelium oder Thema vortragen lassen?
- Den Gottesdienstbesuchern z.B. über eine online-Plattform im Vorhinein oder eine Zettelbox im Gottesdienst ihre Gedanken zum jeweiligen Fest, Thema oder Evangelium einbringen lassen und diese in der Predigt aufgreifen, eventuell auch diskutieren.
- Jugend- und Kindermessen von Jugendlichen und Kindern inhaltlich vorbereiten und gestalten lassen. In der Regel beschränkt sich das Potential der Mitwirkung für die Zielgruppen auf das schulmäßige Beantworten von Fragen des Predigers sowie auf das Verlesen von Texten (gerne Fürbitten), die nicht von ihnen formuliert wurden. Jugend- und Kindermessen, die ihre Zielgruppe erreichen sollen, müssen von Kindern/Jugendlichen gemacht werden und die Themen aus ihrer Sicht und in ihrer Sprache behandeln sowie die Früchte ihrer Auseinandersetzung damit vorstellen. Natürlich müssen Erwachsene diese Vorbereitung begleiten.
- In den Dialog mit Nicht-Kirchgängern gehen, z.B. über einen Brief an die „Passiven": Was wünschst du dir? Wann würdest du zur Kirche gehen?
Hierfür ist ein geschwisterliches Verständnis von Kirche nötig, in der Offenbarung nicht nur im genealogisch-apostolischen Sinne durch die Geweihten für möglich gehalten wird.
Eine Chance, den modernen Menschen und sein Bedürfnis nach Spiritualität zu erreichen, läge auch darin, Gottesdienste nicht nur als Messe/Eucharistiefeier anzubieten, sondern über andere spirituelle Angebote, speziell auch in der Jugendarbeit:
- Meditationen mit und ohne Musik
- Achtsamkeits-Andachten
- Körperarbeit
- Kunstprojekte
Dies findet man z.B. schon in Geistlichen Zentren wie der Oase in Krefeld und dem Kloster Kamp in Kamp-Lintfort. Solche Formen wären sicherlich auch in den Gemeinden attraktive und zeitgemäße Angebote der Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben.
Maximilian Zelzner
Die Banalität des Bösen
Hannah Arendt
Sie beharrte auf der Banalität des Bösen.
Nach dem Holocaust wollte die jüdische Philosophin Hannah Arendt begreifen, was die einzelnen Täter damals antrieb. Bei der Beobachtung des Eichmann-Prozesses kam sie zu dem Schluss: Das Böse muss nicht dämonisch und teuflisch sein.
Suche nach dem Gewissen der Nationalsozialisten
Die am 14. Oktober 1906 geborene jüdische Philosophin Hannah Arendt war die wohl bedeutendste Denkerin des 20. Jahrhunderts. Zeitlebens beschäftigte sich die Holocaust-Überlebende mit dem Totalitarismus, sie wollte verstehen wie die Nazis Macht über das Gewissen der Täter gewann:
"Als der New-Yorker mich beauftragte über das Gerichtsverfahren gegen Adolf Eichmann zu berichten war ich der Ansicht, dass bei einem Prozess nur eines von Interesse sein kann: der Forderung nach Gerechtigkeit Folge zu leisten."
Als 1961 Adolf Eichmann vor Gericht gestellt wird, wird Hannah Arendt als Prozessbeobachterin für das US-Magazin New-Yorker nach Jerusalem geschickt. Sie, die aus einem französischen Internierungslager fliehen konnte, reist dort hin, sie will den Naziverbrecher begreifen.
Der Schock: Eichmann - Erbärmliches Mittelmaß
Was sie bei dem Prozess erlebte war ein Massenmörder der behauptete nur Befehle ausgeführt zu haben:
"Wenn ich gewusst hätte, dass diese Transporte erschossen würden, selbst dann hätte ich keine Möglichkeit gesehen diese Transporte von mir aus aufzuhalten. Ich habe keine Möglichkeit dazu gehabt."
Hannah Arendt ist irritiert. Der Mann der aktiv an der Endlösung mitgearbeitet hatte ist kein Teufel, kein Monster sondern erbärmliches Mittelmaß. Ihn trieb nicht ideologischer Fanatismus an sondern Korrektheit und bürokratisches Pflichtbewusstsein.
Erkenntnis: Banalität des Bösen
"Er ist so völlig anders als ich ihn mir vorgestellt habe. Das Böse wird gemeinhin als etwas Dämonisches betrachtet, Eichmann aber kann man beim besten Willen keine teuflisch-dämonische Tiefe abgewinnen, er war nur unfähig zu denken. Eichmann war weder pervers noch sadistisch sondern erschreckend normal" ... schrieb Arendt in ihren Berichten und prägte den Begriff der Banalität des Bösen. Eine These die ihr massive Kritik einbrachte: 'sie verharmlose die Verbrechen des Holocaust', so der Vorwurf.
Unverstandene Größe der Philosophin
Dabei hatte Hannah Arendt niemals behauptet dass Adolf Eichmann unschuldig sei, in einem Interview sagte sie später:
"Die Leute nehmen mir eine Sache übel und das kann ich gewissermaßen verstehen, von außen, nämlich dass ich da noch lachen kann. Und ich war wirklich der Meinung, dass der Eichmann ein Hanswurst ist und ich sage Ihnen - ich habe dies Polizeiverhör, 3.600 Seiten, gelesen und sehr genau gelesen und ich weiß nicht wie oft ich gelacht habe, aber laut."
Treue der eigenen Meinung im Kampf gegen das Böse
Und sie blieb bei ihrer Meinung, trotz massiver Kritik. Freunde wenden sich von ihr ab, sie erhält Drohbriefe, zwischenzeitlich braucht sie sogar Personenschutz. Doch Hannah Arendt bleibt sich treu, die deutsche Jüdin will ihren amerikanischen Studenten klar machen, das Böse kann erschreckend normal sein und eigenständiges Denken lohnt sich immer.
"Diese typische Naziausrede macht deutlich: das schlimmste Übel in der Welt ist das Böse, das von Nobodys begangen wird. Böses, begangen von Menschen ohne jedes Motiv, die keine Überzeugungen, kein böses Herz oder dämonische Absichten haben und gerade dieses Phänomen habe ich die Banalität des Bösen genannt."
Ina Rottscheidt (domradio.de)
(Mit freundlicher Genehmigung von Frau Rottscheidt und domradio.de)
Manuskript zur Sendung von Samstag, dem 14. Oktober 2017, um 9:20 Uhr im Domradio
Josef Verwimp
Protokoll der 28. Sitzung des Pfarreirates
Dem anliegenden Dokument können Sie das Protokoll der letzten Pfarreiratssitzung entnehmen.
Jetzt Dienstag - Infotreffen für die Firmanden 2018
Die Pfarrei St. Dionysius Kerken lädt herzlich zur nächsten Firmvorbereitung ein. Im Laufe der Sommerferien wurden alle Jugendlichen mit Geburtsdatum 01.07.2001 bis 30.06.2002 der Pfarrei St. Dionysius Kerken zur Firmvorbereitung 2018 angeschrieben. Hierzu findet ein erstes Infotreffen am Dienstag, 12. September um 19.00 Uhr im Pfarrheim St. Dionysius in Nieukerk für die ganze Gemeinde statt. Alle wichtigen Infos erhalten die Jugendlichen im Infoschreiben und auf dem Infotreffen.
Wer versehentlich keine Einladung erhalten hat, möge sich bitte an die Pfarrbüros der Pfarrei St. Dionysius Kerken wenden oder einfach beim Infotreffen vorbeischauen. Dies gilt auch für ältere Jugendliche die zur Firmung gehen möchte. Eine Teilnahme von jüngeren Jugendlichen ist nur in Ausnahmefällen nach Absprache möglich.
Protokolle der 26. und 27. Sitzung des Pfarreirates
Die Protokolle zum öffentlichen Sitzungsteil der 26. und 27. Sitzung des Pfarreirates können Sie den anliegenden Dokumenten entnehmen.
Vorzeitiger Abschied
Zwei Jahre sollte Carsten Cunardt ursprünglich als Kaplan in den Pfarreien St. Dionysius Kerken und St. Martinus Rheurdt wirken. Nach elf Monaten wurde sein Gastspiel am Niederrhein jäh beendet.
Am Sonntag, dem 13. August 2017, wurde Kaplan Cunardt nach der 9:15 Uhr-Messe, die vom Kirchenchor mitgestaltet wurde, gewissermaßen im „Freundeskreis” verabschiedet. Nach der Messe trafen sich diejenigen, die Kaplan Cunardt – vielleicht nach einer anfänglichen Skepsis – in den vergangenen Monaten schätzen gelernt hatten, im Pfarrgarten. Der Kirchenchor, zu dem Kaplan Cunardt eine enge Beziehung gewonnen hatte, war für die Organisation der Verabschiedungsfeier verantwortlich.
Geschenk des Chores: von Hand geschnitzte Statuette der Heiligen Cäcilia (Bild: Gerda Massopust)
Mehrere Vereine und Privatpersonen überreichten ein kleines Geschenk. Auch der Kirchenchor stand da nicht zurück: Aus seinem Urlaub in Tirol hatte Chorleiter Karl Hammans eine kleine von Hand geschnitzte Cäcilia mitgebracht, über die sich Carsten Cunardt sehr freute!
In lockerer Atmosphäre unterhielt man sich und wurden Gedanken ausgetauscht. Es waren auch Leute aus Rheurdt gekommen, um sich zu verabschieden.
Großer Kaplan mit kleiner Cäcilia (Bild: G. M.)
In einzelnen Gesprächen wurde immer wieder die Frage gestellt, wieso Kaplan Cunardt vor Ablauf der vorher bekannt gegebenen Zweijahresfrist nach noch nicht mal einem Jahr wieder weggeschickt wurde.
Das Wetter spielte mit und alle waren guter Dinge. (Bild: G. M.)
Kaplan Cunardt gab bekannt, dass seine neue Wirkungsstätte die katholische Gemeinde St. Joseph in Schwarzenbruck ist, wo er eine Stelle als Pfarrvikar übernehmen wird. Schwarzenbruck, südöstlich von Nürnberg gelegen im Landkreis Nürnberger Land, ist stark evangelisch geprägt. Bis 1945 lebten dort nur etwa 20 Katholiken. Nach 1945 erhöhte sich die Katholikenzahl erheblich durch die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen aus Schlesien und dem Sudetenland. Im Jahr 1954 konnte dann eine kleine katholische Kirche gebaut werden, die St. Josephs-Kirche.
Josef Verwimp
Vorsitzender des Kirchenchores
St. Peter und Paul Aldekerk
Fotos Ferienfreizeit 2017
Zwei tolle Wochen im Westerwald durften 41 Kinder und 4 Begleiter in diesen Sommerferien wieder erleben.
Früh morgens ging es am 23.07. mit einem Reisebus auf zum "Schullandheim Solingen" in die schöne Stadt Westerburg. Den Kindern und Jugendlichen wurde wieder ein schönes Programm geboten: Gruppen- und Kennenlernspiele, viel Action (Rugby, Tischtennis-Turnier, Kicker-Turnier, Fußball), das Chaosspiel, ein Stadtspiel sowie Nachtwanderung und Lagerfeuer waren wieder Highlights des Programms. Dazu gab es eine große Wanderung von Enspel nach Hachenburg und den beliebten Tagesausflug nach Limburg.
Glücklich und zufrieden kehrte die Reisegruppe am letzten Samstag (05.08.) nach Nieukerk zurück, um dort die bereits wartenden Eltern endlich wieder begrüßen zu können. Uns allen haben die zwei Wochen riesig Spaß gemacht - weiter geht es im nächsten Jahr, Infos hierzu gibt es in ein paar Wochen.
Hier aber erst mal die ersten Fotos unserer zwei Westerwald-Wochen. Alle Bilder gibt es für die Teilnehmer beim Nachtreffen auf DVD - irgendwann kurz vor oder nach den Herbstferien.
{joomplucat:15 limit=68|columns=4}
Seite 118 von 127